Die 3. Etappe führt uns von Göriach im Lungau nach Kals am Großglockner (Osttirol)
Tag 1
Der Lawinenlagebericht verheißt uns Stufe 3 für unseren Weg hinein ins Herz der Schladminger Tauern. Den Wind, der seit dem Vortag den Neuschnee größtenteils verfrachtet, kriegen wir immer wieder hautnah zu spüren…
spannend wird für mich, wie sehr dies zu möglicherweise gefährlichen Triebschneeablagerungen im Bereich unserer Route führen wird… sind doch die Lungauer Tauerntäler links und rechts immer wieder von großen, steilen Flanken begrenzt.
Dennoch finden wir eine sichere Spur am Fuße des Hochgolling entlang und eine tadellose Linie in die erste Scharte auf der 3. Etappe unserer Ost-West-Durchquerung der Ostalpen auf Ski. Die ersten Meter der Abfahrt auf der anderen Seite fordern gleich volle Konzentration: steil geht es hinunter in ein riesiges Kar und weiter unten, in etwas geschützten Bereichen treffen wir sogar auf super Pulver!
Oberhalb der im Winterschlaf ruhenden Keinprechthütte geht’s weiter durch eine beeindruckend wilde und einsame Bergszenerie,…
… ehe wir bei strahlend schönem Wetter mit den ersten 2000 Höhenmetern in den Beinen den Kamm zum Becken der Giglachseen überschreiten und zur Ignaz-Mattishütte abfahren, wo wir den Winterraum mit 4 Tschechen teilen.
Tag 2
Am 2. Tag kann ich auf „Heimvorteil“ setzen, weil ich viele Streckenabschnitte bereits von anderen Durchquerungstouren kenne. Unser Weg führt uns vom Giglachsee über die Akkarscharte nach Obertauern und weiter zur Südwienerhütte (1400 HM / 9 Std). zunächst noch im versprochenen Sonnenschein schwingen wir entspannt von der Akkarscharte hinunter…
ehe es dann richtig zuzieht und unser letzter Abschnitt von bescheidenen Lichtverhältnissen und einigen Schneeflocken begleitet war. Außerdem warteten 2 Wechten-Durchstiege als technische Herausforderungen. Auf der Südwienerhütte stößt Nicole zu uns dazu … und als einzige Gäste genießen wir 3 Tanjas Spinatknödel.
Tag 3
Der 3. Tag führt uns durch den Hauptkamm der Radstäder Tauern und bietet uns gleich mehrere Highlights: überraschend guter Schnee bei der Abfahrt ins Lantschfeld, … durch das imposante Urbankar gelangen wir hinter das Mosermandl, wo die Sonne gespenstisch durch die Wolken bricht und die Gegend in eine Art Mondlandschaft verwandelt… und später in einer coolen Abfahrt durch das Zaunerkar zur FranzFischerhütte, wo wir den Winterraum aus 3,5m Tiefe ausschaufeln, um ihn dann endlich zu heizen und es uns darin gemütlich zu machen (1750Hm / 9 Std).
Tag 4
Dass unser 4. Tag ein langer (2050 HM / 12:45 Std) wird … war uns von vornherein klar – deshalb läutet der Wecker in den Katakomben der Franz Fischerhütte um 5:30. Die erste Herausforderung ist die Querung hartgefrorener Hänge zur Weißgrubenscharte, die durch eine wunderschöne Morgenstimmung entschädigt wurde. Auf der anderen Seite geht’s runter ins Tappenkar und – zur Abwechslung einmal – ganz entspannt in einer vorhandenen Aufstiegsspur aufs Kreuzeck.
Wirklich anstrengend ist die darauf folgende Bruchharsch-Abfahrt und die Begegnung mit dem Frühling ins Großarltal – mehrere apere Stellen erfordern Abschnallen und Skitragen bergab.
In Hüttschlag geht‘s dann noch einmal richtig los …. noch einmal 1240 Höhenmeter durchs Tofernbachtal hinauf fordern uns ordentlich!
Das wunderschöne Abendlicht im Westen, in dem wir um 18:00 das letzte mal die Felle abziehen, können wir leider nicht genießen, denn noch haben wir fast 1300 Höhenmeter Abfahrt runter ins Gasteinertal vor uns … die wir kurz darauf im Schein unsrer Stirnlampen bewältigen – phh…
Tag 5
Heute überqueren wir nach dem Radstädter Tauernpass und der Tauernautobahn mit der Tauernbahnstrecke bei Bad Gastein die nächste Nord-Süd-Verkehrsachse durch Österreichs Alpen … es geht also westwärts voran!
Aber zurück zur heutigen Tour: gestern Abend haben wir uns noch von Nicole verabschiedet (die heut wieder arbeiten muss). In der Früh starten Manfred und ich zunächst zu Fuß / Ski tragend und ‚arbeiten’ uns dann später auf Fellen durchs Skigebiet Stubnerkogel weiter Richtung Silberpfennig.
Heute hat mir, begleitet von den Anstrengungen der vergangenen anstrengenden Tourentage und immer noch leichtem Husten, besonders die Sonne zugesetzt… sodass die insgesamt 1940HM / 8 Std wieder ein anstrengender Tag waren. Doch in aller Stille dahin zu steigen, umgeben von traumhaften, beeindruckenden Gipfeln rundherum, hat uns auf den letzten 200m zum Gipfel wieder Schwung gegeben.
Gekrönt wird die heutige Tour (die ja endlich einmal eine normale / klassische Skitour mit nur einem Aufstieg und einer Abfahrt ist) mit einer großzügigen und abwechslungsreichen Abfahrt (Firn / hart / Pulver) nach Kolm Saigurn… gestärkt mit den 4. Kasnocken in den letzten 10 Tagen dürfen wir am Abend noch die Sauna genießen!
Tag 6
Wieder steht eine ‚klassische Skitour‘ (1 Anstieg / 1 Abfahrt) am Programm – daher gehen wir‘s gemütlich an: 8:30 Start beim Naturfreundehaus … dafür aber geht’s gleich knackig bergauf. Faszinierend ist das Morgenlicht, das wie von einem Spiegel von den hell erleuchteten Flanken von Hocharn und Ritterkopf auf die Schattenhänge im unteren Bereich reflektiert wird. Wir kommen gut voran und nachdem wir das ‚Radhaus‘ (ein Relikt aus den Zeiten des Goldbergbaus im 19.Jh) passieren…
stoßen wir erstmals im Zuge der SkiTransAlp auf einen Gletscher… wir sind in den Hohen Tauern! In der Sonne wird der obere Teil des Anstiegs auf den Hohen Sonnblick – mit 3104m der erste 3000er – wieder anstrengend. Oben angekommen bekommen wir noch einen Einblick in die wissenschaftlichen Apparaturen von Österreichs höchst gelegener Wetterstation. Die Mühen des Aufstiegs (1650 Hm/6:30 Std) sind schnell vergessen, wenn wir das unglaublich weitreichende Panorama bewundern und als Draufgabe noch eine tolle erste Abfahrt über einen Gletscher – den Großglockner im Visier – genießen.
Vorbei am Goldgräberdorf im Kleinfleißtal und über so manch beeindruckenden Lawinenkegel hinweg geht’s runter nach Heiligenblut am Großglockner.
Aufgrund der mäßigen Wetterprognose für den morgigen Tag entscheiden wir, den Glockner vorläufig rechts liegen zu lassen, und unsere Tour morgen Richtung Lucknerhaus (Kals) weiter zu führen.
Tag 7
Freitag, 1. März 2019… wir sind den 7.Tag unterwegs. Weil uns der Wetterbericht ab 11:00 Uhr dichte Wolken und Schneefall verheißt, läutet der Wecker um 5 Uhr … was unsere Gastgeberin in Heiligenblut aber weiter nicht beeindruckt. Kurz nach 6 Uhr starten wir, zunächst Sterne, dann blauer Himmel und Sonnenschein verführen mich immer wieder dazu zu denken, ob denn unsere Entscheidung den Glockner rechts liegen zu lassen eh passt – wenn das Wetter doch viel schöner scheint als angekündigt…
Wir finden gut durch den Lärchenwald im Mölltal oberhalb von Heiligenblut… und im Leitertal sind wir genau an der Landesgrenze Kärnten-Osttirol unterwegs. Nachdem uns der Sommerweg in schwieriges Gelände gebracht hat, stellen wir fest dass es im Talgrund am besten dahin geht. Ehrfurcht vor der generationenalten Weisheit der Bauern ergreift uns, wenn wir eine 100e Jahre alte Almhütte sehen, die sicher an ihrem Platz steht, wo rundherum riesige Lawinenkegel liegen. Während wir uns – einen Lawinenkegel nach dem anderen überquerend (zum Glück ist alles herunten … davon können wir ausgehen)…
… durch das enge Tal weiter arbeiten, zieht es über uns zu und um 12:00 Uhr setzt dichter Schneefall ein – somit ist jetzt alles klar: unsere Entscheidung vom Vorabend hat genau gepasst! Bei ganz schlechter Sicht gehen wir noch zur einsam dastehenden Glorerhütte und rattern anschließend hinunter zum Lucknerhaus… ein Endpunkt, mit dem wir dem Glockner fürs nächste Jahr noch eine Chance lassen. Was wunderbar aufgeht ist unsere abschließende Abfahrt bis ins Dorfzentrum von Kals.
Wenn ich zurückdenke, wie weit der Glockner von der ersten Scharte im Lungau noch entfernt war, wird mir erst bewusst, welch großes Stück wir wieder westwärts weiter gekommen sind auf unserer SkiTransAlp! Mit Dankbarkeit für die sicheren Verhältnisse und die größtenteils ausgezeichneten Wetterbedingungen schaue ich zurück auf eine Woche mit unglaublich vielfältigen, genussvollen genauso wie anstrengenden Momenten in unserem wunderschönen Land der Berge.